Sängerinnen und Sänger von Change it haben auf dem spannenden Workshop neue Singtechniken ausprobiert – und gestaunt, was Entenschnattern und Babygeschrei mit gesundem Singen zu tun haben.
Seit wir keine schreienden Babys sind, haben wir verlernt, unsere Stimme laut und trotzdem ohne Anstrengung verwenden zu können, sagt Stefan Rheidt. Er ist Dozent für die Complete Vocal Technique (CVT), die in Dänemark erfunden wurde, und leitet die Chöre PopVox in Emmendingen und den Jazzchor Vocalise in Freiburg. Die mehr als 100 Sängerinnen und Sänger des Workshops in der Sasbacher Grindehalle führte er einen Tag lang in die Grundlagen dieser Technik ein. Ziel ist, alle Klänge aller Stilrichtungen von Klassik über Pop und Rock bis zum Jazz auf gesunde Weise zu singen. Denn die meisten haben offenbar verlernt "einfach" zu singen, ohne dass es auf Dauer anstrengend wird. Unkontrollierte Verspannungen erschweren das noch.
Zunächst das Einatmen selbst: Rheidt empfiehlt grundsätzlich, nicht ganz oben im Brustkorb, aber auch nicht ganz unten im Bauch, sondern mittig inklusive unterer Rippen einzuatmen. Um mehr Unterstützung beim Singen zu haben, versucht man das nach unten abgesenkte Zwerchfell mithilfe von Muskeln länger in dieser Position zu halten. Das versuchen wir zunächst, indem wir die Hände fest (!) in die Seiten stemmen und gegen den Druck tief einatmen. Bauch-, Rücken- und Lendenmuskeln helfen also, den Atem zu stützen. Rheidt warnt: 100 Prozent Anspannung ist zu viel, das verspanne Nacken und Schultern, also lieber etwas weniger. Einige sind überrascht, dass sie viel lockerer hohe Töne singen können als sonst.
Vier verschiedene "Modes" gibt es in der Complete Vocal Technique und wir probieren sie natürlich alle aus (in Klammern die Lieder dazu). Interessant: Opern in Europa werden im Mode Neutral gesungen, in Asien in Edge.
Der "Twang" - ein Begriff der CVT-Erfinderin - bedeutet, am meisten Biss und Schärfe in den Gesang zu bringen für bestimmte Stilrichtungen. Bei dem Lied von Chaka Khan fällt es beim Anhören sonst eigentlich gar nicht auf – aber als wir selbst "twängen", ist das Gelächter groß und das Staunen darüber, wie sich das anhört. Um in diesen Klang hineinzufinden, quengeln wir entweder wie Babys oder schnattern wie Enten. Und das hat es den Workshopteilnehmern angetan: Begeistert wird mit Twang nänänänänääää geschnattert und so auch erst ohne Text gesungen. Es klingt wie eine gigantische Entenhorde, die dazu auch noch sehr musikalisch ist.
Alle Details der Gesangstechniken lassen sich in einem kurzen Artikel natürlich nicht erklären. Was uns Dozent Stefan Rheidt noch mit auf den Weg gab: Häufiges Üben verankert die Techniken im so genannten Muskelgedächtnis – das ist ähnlich wie im Sport. Na dann, auf gutes Gelingen … nänänäää.
Mehr Informationen zur Complete Vocal Technique findet man hier:
https://completevocal.institute/complete-vocal-technique-de/
http://www.vocalive.de/dozenten-1.html