Auf große Resonanz ist der Workshop "Aufgemischt" gestoßen: Fast 280 Chorsängerinnen und -sänger bekamen im Brettener Bürgerhaus unzählige praktische Ratschläge zum Singen und zum Bühnenauftritt. Und es gab einiges zu Lachen.
Auch einige Mitglieder von Change it nutzten die Möglichkeit des Badischen Chorverbandes, sich fortzubilden. Auch wenn der moderne Chor ein so genannter Laienchor ist, macht es Spaß in verschiedener Hinsicht dazuzulernen.
Nachdem die Workshop-Teilnehmer in zwei Gruppen gesplittet worden waren, legte Coach Daniele Pöllmann mit dem Thema Chorprobe los. Sie zeigte Lockerungsübungen, um den Alltagsstress hinter sich lassen zu können und ganz in den "Kraftraum" Singen eintauchen zu können. Wer im Job die Zähne zusammenbeißen muss, darf sich zunächst den Kiefer lockern und den Stress wortwörtlich vom Körper abstreifen.
Präsenz auf der Bühne bedeutet für sie eine Menge Details: Beim Konzert ein erstes Lied, das der Chor gut beherrscht und sich dabei wohlfühlt – das Warm-up sozusagen, bei dem man vielleicht die erste Auftritts-Nervosität in den Griff bekommt.
Die Gesangs-Trainerin warnt vor Fehlgriffen wie rutschenden Halstüchern/Brillen, die ständig zurechtgerückt werden müssen, Haare hinters Ohr streichen und Kleidung, die nicht 1a sitzt. Nebenbei gibt’s interessante und auch amüsante Tipps wie Slipeinlagen unter die Achseln gegen Schweißflecken auf der Kleidung oder einheitliche Waschanweisungen für die Chorkleidung, damit die Farbtöne nicht irgendwann unterschiedlich aussehen. Sehr unterschiedlich dürfen jedoch besondere und absichtliche "Hingucker" im Chor sein wie schrille Socken, die an geeigneter Gesangsstelle mal unterm gelüpften Hosenbein für Lacher sorgen.
Ernstes Thema und problematisch in vielen Chören: Aufgang, Aufstellen und Abgang von der Bühne. Pöllmanns Rat: Auftrittswege und Lauftempo (zügig) festlegen und beim Hochlaufen auf die Bühne nicht ins Publikum schauen - und die Körperspannung halten, auch wenn man schon lange auf der Bühne steht. Eventuell abgeklebte Standpunkte erleichtern den Chorreihen, ihre Standpunkt zu finden. Der gekonnte Abgang: Während der Chor ins Publikum schaut, dreht sich eine(r) nach dem anderen seitlich weg und verlässt die Bühne möglichst ohne auf den Boden zu schauen.
Szenenwechsel: Es geht zu Gesangscoach Patrick Bach, der auch schon in zwei SWR-Staffeln "Auch du kannst singen!" Menschen zu spontanen Chören vereinigt hat. Seine lockere Art reißt mit, auch wenn das Mittagessen etwas müde gemacht hat.
Er lässt die Sängerinnen und Sänger durch eigenes Ausprobieren erfahren, wie Rollenbilder auch das Singen prägen: der zarte Sopran hier, der kraftvolle Bass dort – und er beweist, dass es auch andersherum möglich ist. Während die Frauen beim ersten Stadiongesang "olé olé olé olé" noch zaghaft-sanft singen, fordert Bach sie anschließend heraus, nochmals "männlich" zu singen. Und siehe da: Die Frauenstimmen klingen kraftvoll. Die vielen Facetten, wie man ein Lied singen kann, probierten alle gemeinsam an "Hit the road, Jack" aus: von abfällig-gehässig bis gleichgültig. So wird der Inhalt eines Liedes lebendig.
Engagiertes Singen ist kein Schönheitswettbewerb, konstatiert der Coach. Einige Chormitglieder nicken wissend: Perfekte, runde Töne erzeugt man manchmal mit den seltsamsten Mundformen und Gesichtsgrimassen. In Staunen versetzte Bach die Teilnehmer, als er die Refrains von vier verschiedenen Songs ("Hit the road , Jack", "Atemlos", "Ein Hoch auf uns" und "Einer von 80 Millionen") in Grüppchen einstudieren und parallel singen ließ. So endete der Workshop mit einem faszinierenden, riesigen Chor: nicht etwa in einer gigantischen Kakophonie, sondern einem erstaunlichen Klangteppich.