Mit einem musikalischen Überraschungspaket hat das Polizeimusikkorps Karlsruhe auf Einladung des Gesangvereins Freundschaft-Konkordia die Gäste im Bürgerhaus Malsch in seinen Bann gezogen. Das Publikum erstaunte sogar Dirigent Mario Ströhm.
"Den Täter zieht's immer wieder zurück zum Tatort", meinte der Moderator des Abends und selbst Musiker im Orchester, Toni Gramlich, verschmitzt. Es ist nämlich nach acht Jahren die zweite Einladung des Gesangvereins Freundschaft-Konkordia gewesen.
Das Programm des Neujahrskonzerts war dem Publikum vorher zwar nicht im Detail bekannt. Aber dass das größte Polizeimusikorchester Deutschlands für mitreißende Musik steht, wussten offenbar viele: Das Konzert war ausverkauft.
Die rund 50 Musiker, vorwiegend mit Blasinstrumenten von Querflöte bis Tuba, aber auch mit guter Percussion und E-Gitarre, spielten eine spannende Liedauswahl. Nach dem Ettlinger Weihnachtskonzert waren nur wenige Proben Zeit, andere Repertoire-Stücke weder aufzufrischen. Das merkte man dem Orchester jedoch keineswegs an: Rasante Polka, Einzugsmarsch aus der Johann-Strauß-Operette "Der Zigeunerbaron", Gefühlvolles wie "Over the rainbow" (Judy Garland) und "Nessaja" aus Peter Maffays Musical "Tabaluga" oder Medleys von Udo Jürgens und im groovigen Glenn-Miller-Sound, bei dem mancher Fuß im Saal mitwippte oder imaginär die "Luft-Posaune" gespielt wurde.
Die Lieder inklusive Soli in Gesang (Susanne Kunzweiler und Toni Bergsch) und gefühlvoller Trompete (Frederic Messner) begeisterten. Auch Mario Ströhm, der das Polizeimusikkorps seit eineinhalb Jahren leitet, verzauberte mit seinem Posaunen-Solo zu Frank Sinatras "Let me try again". Er staunte, dass schon von den ersten Takten des Konzerts an, schon die ersten Zuhörer begannen rhythmisch zu klatschen. Die Begeisterung stieg Lied um Lied immer weiter an und endete in einem großen Gänsehaut-Moment, als der Saal zum Baderlied als Zugabe aufstand und teils mit Hand auf dem Herz mitsang
Den großen Erfolg seines Orchesters erklärt Ströhm mit dessen Motto "die Mischung macht's": "Es sollte immer für jeden etwas dabei sein, womit sich die Leute identifizieren können und was sie kennen." Mit Arrangements wie das von Maffay sollen langfristig auch Jüngere für den Big-Band-Sound begeistert werden.
Dass der musikalische Nerv des Malscher Publikums immer wieder gekonnt stimuliert wurde, zeigten die vielen Aahs und das Raunen, wenn Gramlich die Stücke anmoderierte und kurz ihre Historie beleuchtete - immer mit einem Augenzwinkern und auch Eigen-Ironie auf den Polizeiberuf, denn rund die Hälfte der Musiker sind oder waren Polizisten. Aus der Orchesterprobe oder einem Konzert habe in 37 Jahren des Bestehens aber noch niemand zu einem Einsatz davoneilen müssen, versicherten langjährige Insider.
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Das Polizeimusikkorps gibt rund 20 Konzerte im Jahr - manche als Benefizkonzerte. Besonders freut sich das größte deutsche Polizeiorchester darauf, am 12. Mai wieder in der größten, noch erhaltenen romanischen Kirche der Welt zu spielen: im Dom von Speyer. Das Benefizkonzert "Baden schaut über den Rhein" mit geistlicher Musik, begleitet von der Kirchenorgel, beginnt um 15 Uhr. Organisator Udo Heidt schwärmt von der ergreifenden Atmosphäre der Veranstaltung in dem Pfälzer Prachtbau, zu der 2.500 Besucher erwartet werden: "Da sitzen die Musiker in ihrer eigenen Gänsehaut!"