Seit einem Jahr singt der moderne Malscher Chor Change it vorwiegend in Online-Proben. Am 24. April sollte nach zweieinhalb Jahren endlich wieder ein eigenes Konzert stattfinden. Um den Bürgern dennoch etwas vom eigenen Können zu bieten und als Chor etwas Neues zu wagen, hat Change it ein aufwändiges Digitalprojekt umgesetzt.
Man nehme: einen frisch einstudierten Song, 22 Sängerinnen und Sänger, einen motivierenden Chorleiter, Smartphones, Programme für Audio- und Videobearbeitung – und jemanden, der sich mit so etwas auskennt oder einarbeitet. Der Plan: zuhause selbst aufgenommene Selfie-Videos der Sängerinnen und Sänger digital zu einem Chor zusammenzusetzen. Ob dieses gigantische Digitalprojekt tatsächlich funktionieren würde, wusste niemand zu Beginn. Vor allem, weil die Online-Proben so ablaufen, dass der Chorleiter für alle zu hören ist, aber jeder für sich daheim bei geschlossenem Mikrofon das Lied mitübt. Kontrolle des gesamten Chorklanges ist bei normalen Video-Konferenzen nicht möglich. Technische Verzögerungen machen aus einem vierstimmigen Gesang eine digitale Kakophonie.
Dazu kommt, dass Chorsänger*innen normalerweise nicht so sehr an Sologesang interessiert sind. Den Gedanken finden viele sogar regelrecht erschreckend. Dank guter Projektplanung und Begleitung von Chorleiter Wilke Lahmann zusammen mit den Sängerinnen Anja Hogh und Biggi Hoffmann nahmen schließlich 22 Chormitglieder ihren Mut zusammen: Nachdem sie mit Aufnahmen von Lahmann für jede Stimmlage genau üben konnten, versuchten sie sich mit genauen Anleitungen an der herausfordernden Produktion der Soloaufnahmen.
Change it ist gewohnt, bei Auftritten mit Chormappen zu singen. Nun hieß es aber: Bitte freundlich in die Kamera schauen und möglichst auswendig präsentieren. Anschließend zerlegte Biggi Hoffmann die Videos in Bild und Gesang. Die gesungenen Solo-Parts wurden aneinander angeglichen und zusammengemischt, danach die Einzel-Videos zu einem ganzen Chor-Video zusammengestellt. Der heimische Laptop – nicht gerade für eine derartige Multimediaproduktion ausgelegt – hatte bei insgesamt 26 Spuren mächtig zu tun, bis das Ergebnis flüssig anzuschauen war. Das Video in Song-Länge brauchte zum Wandeln in eine mp4-Datei jeweils rund eine Stunde.
Dass sich die Arbeit über Wochen in unzähligen Stundengelohnt hat, freut besonders Chorleiter Lahmann. Trotz seines grenzenlosen,ansteckenden Optimismus behielt er sich die Entscheidung bis zum Schluss vor,ob das Video wirklich veröffentlichungsreif ist. Nach langem Feinschliff bauteer seine Klavierbegleitung sogar in vielen Arbeitsstunden zu einer Orchesterbegleitungaus: mit einem Computerprogramm, das den Klang von echten Instrumentenverwendet.
Das vielleicht einmalig bleibende, besondere Chorvideo vonChange it ist auf jeden Fall einzigartig geworden. Auf der Homepage desGesangvereins Freundschaft-Konkordiaund auf der Facebookseite @GesangvereinMalsch ist es zusehen. Auch der Chor selbst wartete ganz gespannt darauf und durfte es erst am Veröffentlichungstag erstmals anschauen. Es ist ein kleiner Trost dafür, dass nach 2018 undmit dem neuen Chorleiter immer noch kein Konzert stattfinden kann. Aber aufdiese Videoproduktion, die manche Überwindung gekostet hat und an der der Chorgewachsen ist, können alle stolz sein.
Das ist unser Trailer vor Veröffentlichung des Chorprojekts: